Durch die jüngsten Kämpfe im Süden Syriens sind nach Angaben der Vereinten Nationen quick 80.000 Menschen vertrieben worden. Die Wasser- und Stromversorgung in der betroffenen Area Suweida sei zudem zusammengebrochen. Ein Mangel an Treibstoff behindere Evakuierungen.
Am Freitag kam es nach Angaben von Aktivisten zu weiteren Kämpfen zwischen Gruppen, die von der islamistischen syrischen Regierung unterstützt werden, und Drusen. Die syrische Regierung verlegte erneut Truppen in den Süden des Landes. Die Stabilität der Area solle wiederhergestellt werden, teilte das Präsidentenbüro in Damaskus mit. Die Behörden würden “Spezialkräfte entsenden, um die Kämpfe zu beenden und den Konflikt vor Ort zu lösen”.
Der syrische Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa beschuldigte in einer Erklärung “gesetzlose bewaffnete Gruppierungen” für das Chaos im Land: “Sie greifen zur Waffengewalt, um ihren Willen durchzusetzen und
riskieren damit das Leben von Zivilisten – Kindern, Frauen und Alten”. Al-Schaara rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Die Bürger Syriens mögen
sich jedweder Eskalation enthalten und sich miteinander für den Erhalt
eines diversen Syriens einsetzen, sagte er. Der Präsident verspricht seit Tagen den Drusen mehr Schutz.
Am Donnerstag hatten sich syrische Truppen aus der Drusen-Stadt Sweida im Süden zurückgezogen. Zuvor hatte Israel, das sich als Schutzmacht der Drusen versteht, in die Kämpfe eingegriffen und Ziele in Damaskus und im Süden des Landes bombardiert. Israel fordert eine demilitarisierte Zone im Süden Syriens. Israel und Syrien haben mittlerweile offenbar eine Wafenruhe vereinbart.
Wadephul bezeichnet Lage als “hoch besorgniserregend”
Außenminister Johann Wadephul (CDU) bezeichnete die Scenario in der Provinz Suweida als “hoch besorgniserregend”. Er rief die syrische Übergangsregierung dazu auf, Minderheiten wie die Drusen zu schützen. Wadephul hatte sich mit seinem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot in Paris getroffen. Beide Minister hatten laut Wadephul gemeinsam ihren syrischen Amtskollegen kontaktiert und einen besseren Schutz der Bevölkerung angemahnt.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) warnte angesichts anhaltender Gewalt vor katastrophalen Bedingungen für die Zivilisten. “Das IKRK erhält verzweifelte Hilferufe aus der Bevölkerung, die unter einem gravierenden Mangel an Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Strom und medizinischer Versorgung leidet”, teilte die Organisation mit. Die Gewalt behindere die Lieferung lebensrettender Hilfe. Den Helfern müsse sofortiger, sicherer und ungehinderter Zugang in das Krisengebiet gewährt werden.
Zuletzt hatte zudem der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, die syrische Übergangsregierung kritisiert. Die Regierung solle Verantwortung für die Menschenrechtsverletzungen in Suweida übernehmen und für Gerechtigkeit sorgen.
In der Provinz Suweida hatten am vergangenen Sonntag Gefechte zwischen Kämpfern der islamischen Minderheit der Drusen und sunnitischen Beduinen begonnen. Beide Volksgruppen sind bereits seit Längerem verfeindet. Die Übergangsregierung in Damaskus hatte am Montag Truppen in das Gebiet im Süden des Landes entsandt. Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden durch die jüngsten Kämpfe um Suweida quick 600 Menschen getötet.
US-Konzerne wollen Energieinfrastruktur wiederaufbauen
Indes wollen mehrere US-Konzerne einem Firmenchef zufolge einen Masterplan zum Wiederaufbau der syrischen Energieversorgung erstellen. Dieser umfasse die Öl-, Erdgas- und Strombranche des Landes, sagte der CEO von Argent LNG, Jonathan Bass. Ziel sei es, die durch den 14-jährigen Bürgerkrieg zerstörte Energieinfrastruktur wiederaufzubauen. Zunächst sollen die Pläne in den von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten westlich des Flusses Euphrat umgesetzt werden. Der Vorstoß erfolgt, nachdem US-Präsident Donald Trump Ende Juni die Sanktionen gegen Syrien aufgehoben hatte.
Der syrische Stromsektor ist nach 14 Jahren Bürgerkrieg schwer beschädigt. Die Stromerzeugung beträgt noch 1,6 Gigawatt, verglichen mit 9,5 Gigawatt vor dem Jahr 2011. In Deutschland lag die installierte Leistung 2024 dem Datenanbieter Statista zufolge bei etwa 249 Gigawatt. Für die Instandsetzung des Sektors sind in Syrien Investitionen in Milliardenhöhe erforderlich.
Der Osten Syriens, wo ein Großteil des Öls gefördert wird, wird weiter von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert. Die von den USA unterstützte Gruppe wird von Kurden geführt.
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